Pressespiegel KW 28-2015

In einer Rückblende haben Boris Ludwig und Finja Seroka die wichtigsten Ereignisse, die in der vergangenen Woche in der deutschen Presse zu lesen waren, für unsere Leser zusammengefasst.
Kampf der deutschen Arroganz (WELT)
Satiriker Jan Böhmermann (ZDF, Neo Magazin Royale) hat sich mit einem Satire-Video in die Debatte um den Schuldenstand Griechenlands eingeschaltet. In einem kurzen Clip mit seinem Kollegen Klaas Heufer-Umlauf zitiert er teilweise stark polemisierende Aussagen deutscher Medien zur Griechenland-Krise. Das Video verbreitete sich am Wochenende viral im Internet, sogar Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) reagierte darauf.
Böhmermann wirft einigen deutschen Medien und Politikern schon seit längerem vor, arrogant und voreingenommen zu dem Thema zu berichten.
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Poststreik zu Ende (Handelsblatt)
Die Mitarbeiter der Deutschen Post sortieren wieder Briefe und stellen sie zu: In der Nacht von Montag auf Dienstag haben die Gewerkschaftsmitglieder ihren vierwöchigen Arbeitskampf beendet. Dank einer Schlichtung haben sich das Unternehmen und Vertreter der Gewerkschaft verdi geeinigt. Die Mitarbeiter bekommen ab Oktober 2016 zwei Prozent und ein Jahr später noch mal 1,7 Prozent mehr Lohn. In diesem Jahr erhalten die Beschäftigten 400 Euro zusätzlich.
Bei dem Hauptstreitpunkt des Tarifkonflikts setzte sich die Deutsche Post allerdings durch: Die Regionalgesellschaften, in denen Paketzusteller exakt dieselbe Arbeit machen wie beim Mutterkonzern, aber schlechter bezahlt werden, bleiben bestehen. Ausweiten darf das Unternehmen sie vor 2018 immerhin nicht. Dann stehen neue Tarifverhandlungen an.
Rund 30.000 Beschäftigte haben sich an dem Arbeitskampf beteiligt. Der Schaden für das Unternehmen beläuft sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Auch für die Kunden wirkt der Streik noch nach: Vor allem Päckchen können sich noch weiter verspäten. Um die Folgen abzumildern, waren diesen Sonntag erneut Zusteller unterwegs. Gerichte sind sich aber nicht darüber einig, ob die Sonntagsarbeit zulässig ist.
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Von Kohl bis Merkel: Die NSA hörte mit (Süddeutsche Zeitung)
Wieder sind es Dokumente der Enthüllungsplattform Wikileaks, die den Berliner Politikbetrieb erschüttern: Der US-Geheimdienst NSA hat nicht nur Gespräche der Bundeskanzlerin und ihrer Minister abgehört – das Bundeskanzleramt steht offenbar schon seit Jahrzehnten auf der Abhörliste. Der NSA-Lauschangriff weitet sich damit auf die Regierungen Kohl und Schröder aus. Auf der Liste, die Wikileaks veröffentlich hat, stehen 56 Nummern, dazu kommen die Nummern der vorigen Woche - damit erreicht die Affäre ein neues Ausmaß. Die Bundesregierung hat den US-amerikanischen Botschafter John B. Emerson ins Kanzleramt gebeten.
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Amoklauf in Ansbach (Bayerischer Rundfunk)
In Mittelfranken hat ein Mann am Freitagmorgen zwei Menschen erschossen. Aus seinem Auto heraus traf er eine 82-jährige Spaziergängerin und einen 72-jährigen Fahrradfahrer im Landkreis Ansbach. Danach versuchte der Sportschütze seinen Amoklauf fortzusetzen, traf jedoch den Landwirt nicht tödlich. Als der Mann am Nachmittag eine Tankstelle betrat, konnten die Mitarbeiter ihm die Waffe entwenden und ihn festhalten, bis die Polizei kam. Bisher hat der 47-Jährige sich nicht zu seinem Motiv geäußert. Ein psychiatrischer Sachverständiger attestiert ihm eine psychische Störung mit Wahnvorstellungen.
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Steht die AfD vor dem Aus? (ZEIT)
Die rechtskonservative Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) steht vor der Spaltung. Auf ihrem Parteitag in Essen unterlag der Parteigründer Bernd Lucke seiner Herausforderin Frauke Petri in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz. Die beiden Konkurrenten hatten sich nach einem Streit um die Gestaltung des AfD-Vorstandes bereits viele Wochen lang unversöhnlich gegenüber gestanden.
Gründer Lucke hatte im Vorfeld des Parteitages innerhalb der AfD einen Verein namens „Weckruf2015“ gegründet, in dem er loyale Mitstreiter hinter sich vereinen und ein Abdriften der Partei ins nationalistische Lager verhindern wollte.
Seine Herausforderin und jetzige Parteivorsitzende Frauke Petri konnte sich auf dem Parteitag in Essen die Stimmen eben dieses erstarkten rechten Flügels sichern.
In einer dramatischen Rede wurde der Parteigründer in Essen teilweise offen ausgepfiffen und bei den Themen Zuwanderung und Außenpolitik mehrfach von AfDlern unterbrochen.
Unmittelbar nach dem Parteitag kündigte Lucke seinen Austritt aus der AfD an. Bis heute sollen ihm laut Landesverbänden mehr als 1000 Mitglieder gefolgt sein. Die Partei verliert außerdem fünf ihrer sieben Europaabgeordneten, die sich mit Lucke solidarisch erklärten.
Laut unbestätigten Presseberichten bereitet Lucke nun die Gründung einer neuen Partei vor. Er zählt sich nach wie vor zu den Euroskeptikern und schaltete sich bereits wieder in die Debatte um mögliche neue Hilfen für Griechenland ein.
Die AfD sackte in den Meinungsumfragen nach Luckes Abgang derweil auf 3 Prozent ab.
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Schweinsteiger geht nach England (Bayerischer Rundfunk)
Die Fußball-Bundesliga verliert überraschend einen großen Namen: Bastian Schweinsteiger wechselt mit sofortiger Wirkung von Bayern München zu Manchester United. Schweinsteiger gilt als Symbolfigur des deutschen Rekordmeisters. Er steht seit 17 Jahren bei den Münchnern unter Vertrag und gewann dabei alle wichtigen Titel der Fußballwelt. Aus Schweinsteigers Umfeld hieß es zur Begründung des Wechsels, er wolle zum Ende seiner Karriere nochmal etwas Neues ausprobieren.
Manchester bezahlte für den 30-jährigen Mittelfeldspieler angeblich eine Ablösesumme zwischen 18 und 21 Millionen Euro. Schweinsteigers Jahresgehalt wird in England bei rund zehn Millionen Euro liegen, er erhält einen Dreijahresvertrag.
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Deutschland bekennt sich zu Kolonialverbrechen (Spiegel)
Die Bundesregierung hat die Verbrechen an den Völkern der Herero und Nama in den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten in Afrika offiziell als Völkermord anerkannt.
Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte, wer vom Genozid an den Armeniern 1915 im Osmanischen Reich spreche, der müsse auch die Verbrechen des deutschen Militärs gegen die einheimische Bevölkerung im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika so bezeichnen.
Bei den Vernichtungskriegen gegen die Stämme im heutigen Namibia starben zwischen 1904 und 1910 laut Schätzungen rund 90.000 Menschen vom Stamm der Herero. Viele Opfer waren nach einem Aufstand in den Kolonialgebieten systematisch durch deutsche Truppen in die Wüste getrieben worden.
Mit der offiziellen Anerkennung der Verbrechen als Völkermord wird ein jahrelanger Streit zwischen Namibia und der Bundesrepublik beigelegt. Nun muss auch die Frage nach deutschen Entschädigungszahlungen neu bewertet werden.
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Von: Boris Ludwig & Finja Seroka – (Almanya Bülteni)