Unternehmer und Politik diskutieren die Zukunft von migrantischem Unternehmertum
Politiker, Unternehmer und Unterstützer aus der Wirtschaft treffen sich und erzählen von ihren persönlichen Einwanderungsgeschichten. Was wie ein etwas unübliches Treffen klingt, fand letzten Mittwoch in Deutschlands digitalstem Büro, im The Ship, in Köln statt. Es luden 2hearts, eine Gemeinschaft von circa 1000 Tech-Unternehmern und Tech-Begeisterten mit Migrationshintergrund, sowie NRWalley, die Interessenvertretung der Start-Up Szene NRW, ein. Anwesend waren 50 - 60 Personen aus Politik, Wirtschaft und Universität.
Wirtschaftsstandort NRW besonders bevorzugt
Die Begrüßungsreden von Nathanael Liminski (Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei) sowie Oktay Erciyaz (Gründer 2hearts), Madeleine Heuts (Vorsitzende des Vorstands NRWalley e.V.), und Dr. Markus Gick (Co-Managing Director xdeck) hebten hervor, dass NRW ein Einwanderungsland sei und einen großen Teil ihres bisherigen Erfolgs den Migranten der letzten Jahrzehnte verdanke. Es sei jedoch an der Zeit, die richtigen Schritte zu gehen, damit Migranten weiterhin, insbesondere in den Technologie- und Digitalisierungssegmenten, die Möglichkeit bekommen, hier etwas für sich und andere erfolgreich aufzubauen. Dabei spielt der Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen insbesondere wegen der vielen Großstädte und den dort lebenden Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen eine vorteilhafte Rolle im Hinblick auf potenzielle (migrantische) Gründer.
Zwei Beispiele einer gelungenen Unternehmensgeschichte
Zwei UnternehmerInnen aus NRW präsentierten ihre persönlichen Gründungsgeschichten und zeigten dabei auf, an welcher Stelle sie Druck oder auch Unterstützung durch ihre Familien oder ihr soziales und schulisches Netzwerk benötigt hatten. Meltem Aktürk, Gründerin und Geschäftsführerin von Sproutling, erzählte von ihrem Weg als Migrantin zweiter Generation, welche zuerst Wirtschaftsrecht studierte und sich nach einiger Jahren Arbeit im M&A Bereich dazu entschied, Sproutling zu gründen, um den Babymarkt neu zu erfinden und Kindern einen sicheren Schlaf zu geben. Yüksel Sırmasaç, Gründer & Geschäftsführer von Rockethome, berichtete, wie er nach seinem BWL-Studium über eine Karriere bei Medienkonzernen selbst zum Unternehmer wurde, um Immobilien in Europa zu digitalisieren. Sırmasaç betonte, dass er sich persönlich nicht mit seinen türkischen Wurzeln per se benachteiligt gefühlt habe. Gleichzeitig sieht er jedoch Bedarf, von Seiten der Politik, Institutionen und der Mehrheitsgesellschaft, um Zugänge für Migranten in den Bereichen Bildung, Finanzierung und Gründertum zu erleichtern.
Paneldiskussion mit persönlicher Note unterschiedlicher Generationen
Das Kernstück der Veranstaltung bot die offene Paneldiskussion mit Gonca Türkeli-Dehnert, Integrationsstaatssekretärin NRW, Meltem Aktürk und Yüksel Sirmasac. Das Publikum fragte nach Anlaufstellen für ErstgründerInnen nach Empfehlungen, um Initiativprojekte auf Kommunalebene weiterentwickeln zu können und weshalb manche UnternehmerInnen mit Migrationshintergrund weniger Angst vor Risiko haben. Es folgte eine offene Diskussion mit den Panelisten und dem Publikum. Dabei wurden persönliche Geschichten der eigenen Migration beziehungsweise der Migration von vorherigen Generationen geteilt. Ein Teilnehmer und Gründer, welcher erst vor wenigen Jahren nach Deutschland kam, berichtete von seiner eigenen Migrationserfahrung und betonte, wie frei er sich in Deutschland fühle, weswegen er keine Angst vor Risiko habe, sondern begeistert von den Möglichkeiten sei.
Hoffnungsvoller Ausblick für die Zukunft
Nichtsdestotrotz waren sich nahezu alle Teilnehmer der Veranstaltung darüber einig, dass insbesondere bei wichtigen Institutionen, wie beispielsweise in der Beratung, Finanzierung, Vereinen und Verbänden und auch bei Handelskammern mehr Bewusstsein über die sehr guten und verlässlichen fachlichen Potenziale von Migranten der ersten, zweiten und dritten Generation adressiert und etabliert werden müssen, damit deren Karrieren und Gründungen ebenfalls eine schnelle und effektive Unterstützung finden. Ebenso wurde betont, dass in den genannten Institutionen mehr Menschen mit Migrationshintergrund auch innerhalb Entscheidungspositionen vertreten sein sollen.
Den Abschluss der Veranstaltung rundete ein Austausch bei Speis und Getränk ab, wobei die Paneldiskussion in einzelnen Gesprächen mit effektiven Netzwerken vertieft werden konnte. Eine erste und sicherlich nicht letzte Veranstaltung, um migrantische Unternehmer mit Politik zu verbinden und ein Ökosystem in NRW aufzubauen.
Von: Almanya Bülteni – Köln